Auf meinem Gaming-PC läuft seit einiger Zeit auch Nobara Linux parallel zu Manjaro. Die Linux-Distribution habe ich ausgewählt, weil sie das Spielen, Livestreamen und den Videoschnitt einfacher machen will. Natürlich eignet sie sich genauso gut zum Surfen, Mailen, Schreiben und mehr.
2019 hat Thomas Crider das Nobara-Projekt ins Leben gerufen. Die Linux-Welt kennt ihn vor allem unter dem Spitznamen Glorious Eggroll. Hauptberuflich ist er Software Maintenance Engineer bei Red Hat, in seiner Freizeit hilft er mit angepassten Proton-Versionen dabei, Windows-Spiele unter Linux laufen zu lassen und trägt auch zu anderen Software-Projekten rund um Linux-Gaming bei.
Das macht Nobara aus
Nobara basiert auf Fedora, bringt aber einige Änderungen mit, die es benutzerfreundlicher machen. Dazu gehören zum Beispiel neben einem gepatchten Kernel und vorhandenen WINE-Abhängigkeiten so praktische Kleinigkeiten wie Plugins in OBS Studio, Codec-Pakete und proprietäre Treiber wie der von Nvidia. Die Videoschnittsoftware Davinci Resolve gibt es auch für Linux, seit einiger Zeit schneide auch ich damit viele Videos. Allerdings bringt es veraltete Bibliotheken mit, die unter Linux den Programmstart sabotieren. Unter Nobara muss man die dann nicht von Hand raussuchen, sondern kann über die Welcome App ein Skript starten, das alles an seinen Platz schiebt. Danach startet Davinci ohne Probleme.
Nobara eignet sich nicht nur zur Installation auf Desktop-Systemen, sondern auch für Gaming-Handhelds. Die Software stammt zu einem großen Teil aus den Paketquellen von Fedora. Eigene Repositories liefern zum Beispiel die zum Spielen nötigen Wine- und Proton-Versionen, aber auch erweiterte Versionen von Software wie OBS Studio und Blender. Außerdem sind gleich Codec-Pakete und proprietäre Nvidia-Treiber drin.
![YouTube-Vorschau mit Link zum YouTube-Video zu Nobara](https://rundumlinux.de/wp-content/uploads/2025/01/yt_linkbild.png)
Nobara ausprobieren & installieren
Beim Download stehen fünf Varianten zur Wahl: Die Standardversion von Nobara 40 liefert als Desktop-Oberfläche KDE Plasma mit einem eigenen Theme und Wallpaper. Alternativ gibt es ISO-Images mit Standard-Gnome 46 und -Plasma sowie eine Version für Gaming-Handhelds und eine für PCs, die hauptsächlich als Media-Center dienen. Für Rechner mit Nvidia-Grafikkarte muss ich ein extra Image mit NV im Namen herunterladen. Das bringt bereits die proprietären Nvidia-Treiber mit, die man zum Spielen mit einer Nvidia-Grafik auf jeden Fall braucht.
Beim Booten von einem USB-Stick startet das Nobara-Live-System. Damit kann ich Nobara erst einmal gefahrlos ausprobieren. Ich hab mich für die Hauptvariante mit Plasma entschieden. Der KDE-Plasma-Desktop hat eine eigene Nobara-Optik bekommen, ziemlich dunkel und ziemlich lila. Aber das lässt sich ändern.
![](https://rundumlinux.de/wp-content/uploads/2025/01/nobara_desktop-1024x576.png)
Das Live-System nutzt standardmäßig die US-amerikanische Tastaturbelegung, was beim Eintippen von Befehlen im Terminal lästig ist. Ändern kann ich das auch im Live-System über den KDE-Dialog “System Settings” unter “Keyboard”. Unter “Layouts” setze ich unten den Haken bei “Configure Layouts” und füge mit “Add” das neue Layout “German” hinzu. Das mit “Apply” speichern, dann lässt sich sofort die deutsche Tastenbelegung nutzen.
Das Livesystem eignet sich vor allem zum Ausprobieren und zum Testen der Hardware-Kompatibilität. Es ist längst nicht so schnell wie ein installiertes System. Anders als im frisch installierten Nobara-System ist hier ziemlich viel vorinstalliert, so daß man sich die Programme in Ruhe vorab anschauen kann. Hier gibts kleine Tools wie den Musikplayer Elisa, den Bildbetrachter Gwenview oder das Webcam-Tool Kamoso. Aber auch die Vektorgrafiksoftware Inkscape, die Office-Suite LibreOffice, der Dokumentenbetrachter Okular und der Matrix-Client Neochat sind an Bord. Und auch die Gaming-Tools Steam, Lutris, ProtonPlus, das Performance-Overlay Mangohud und Winetricks kann man hier ausprobieren. Der grafische Installationsassistenten Calamares installiert Nobara auf der Festplatte.
Software
Da Nobara auf Fedora basiert, ist die mitgebrachte Software ziemlich aktuell. Nach der Nobara-Installation ist eine Grundausstattung vorinstalliert. Dazu gehören etwa der Firefox-Browser und eine ganze Reihe von Tools aus dem KDE-Plasma-Spektrum. Da ist zum Beispiel der Editor Kate oder Filelight, das zeigt, was auf der Festplatte wie viel Platz beansprucht. Das Terminalprogramm ist Konsole, das Webcambild zeigt Kamoso, rechnen kann man mit Kcalc, und im Journald-Browser lassen sich Systemlogdateien durchsuchen. Als Dateimanager ist Dolphin vorgesehen. PDFs kann ich mit Okular aufmachen und kommentieren. Skanpage liest Dokumente von angeschlossenen Scannern ein.
Als Office-Paket ist LibreOffice installiert, ein Mailprogramm ist nicht dabei. Ich installiere dafür Thunderbird, aber es gibt auch andere Mailprogramme in den Paketquellen.
Nobara einrichten
Die englischsprachige Welcome App präsentiert direkt die wichtigsten Konfigurationsdialoge, also den Update-Manager, den Treibermanager und das Nobara Tweak Tool, das Partitionen automatisch einhängen kann. Neue Anwendungen installiert der Nobara Package Manager, der auch Yum Extender heißt. Für einen grafischen Paketmanager ist der zwar etwas spartanisch, kann aber immerhin auch Flatpaks verwalten. Über ein Icon unten kann man die Runtimes, die automatisch mitinstalliert werden, ein- und ausblenden.
![](https://rundumlinux.de/wp-content/uploads/2025/01/nobara_package_manager-1024x593.png)
Webanwendungen lassen sich so installieren, dass sie direkt in einem eigenen Fenster starten. Praktisch ist das für Webanwendungen wie Notion, für die es keinen Linux-Client gibt. Um eine solche Anwendung einzurichten, klicke ich in der Welcome App unter “First Steps” neben “Install Webapps” auf „Launch“. Dort trage ich den Namen und die Webadresse ein, woraufhin Nobara automatisch das Icon erkennt. Anschließend ordne ich das Tool einer Kategorie zu und wähle einen der installierten Browser.
In der nächsten Rubrik der Welcome App empfiehlt Nobara einige Anwendungen, etwa Blender, die Videoschnittsoftware Kdenlive, OBS Studio und Discord. OBS Studio bringt in Nobara bereits einige praktische Plugins vorinstalliert mit. Zum Beispiel Gamecapture: Wenn ich in OBS Studio die Quelle “Spielaufnahme” in eine Szene einfüge, zeigt OBS automatisch das gerade laufende Spiel. Dazu muss ich nichts weiter tun, als irgendein Spiel zu starten. Für Game-Streams ist das ziemlich praktisch.
![](https://rundumlinux.de/wp-content/uploads/2025/01/nobara_welcome-1024x610.png)
Spiele-Software
Anders als im Livesystem sind im installierten Nobara kaum Spiele-Anwendungen vorinstalliert. Die Nobara-Paketquellen liefern weitere praktische Tools. Etwa den Allrounder Lutris für Retrogames und alles andere. In den Paketquellen gibt es auch das Performance-Overlay MangoHud. Unter der Haube kann Umu-Launcher nicht-Steam-Games mit Proton starten. Sehr praktisch ist ProtonPlus, das verschiedene GE-Proton-Versionen herunterlädt, also die von Glorious Eggroll herausgegebenen Ausgaben der Kompatibilitätsschicht und andere Kompatibilitätsschichten wie Luxtorpeda, Boxtron oder Roberta. Der Heroic Games Launcher fehlt in den Paketquellen, kann aber als Flatpak installiert werden. Zwar kann er nicht mehr als Lutris, ist aber einfacher zu bedienen.
![](https://rundumlinux.de/wp-content/uploads/2025/01/nobara_proton-plus-1024x690.png)
Fazit
Nobara ist ein rundes Linux-System ohne viele Schnörkel mit ein paar praktischen Extras. Die Software ist aktuell, etwas umständlich ist die karge Paketverwaltung. Manche Übersetzungen fehlen noch. Ich habe es jetzt seit einer Weile im Einsatz und es gefällt mir ziemlich gut. Probleme hatte ich bis jetzt nur gelegentlich, wenn OBS, ein Spiel und Chrome parallel in der Wayland-Session laufen. Dann bringt Alt+Tab gelegentlich Kwin zum Absturz und schließt alle Programme. Seitdem nutze ich Firefox und habe das Problem nicht mehr.
Die Installation lief mit Calamares einfach und problemlos durch. Der angepasste Gnome-Desktop früherer Versionen hat mir deutlich besser gefallen als KDE Plasma. Das liegt an Tools wie dem Dateimanager Dolphin, mit dem ich einfach nicht warm werde. Deshalb habe ich mir Nemo nachinstalliert.
Nobara ist meines Wissens die einzige Distribution, die Fixes für Davinci Resolve vornehmen kann. Bei anderen Linux-Systemen stehen User allein da, wenn das Videoschnittprogramm nach der Installation einfach nicht starten will. Das vollausgestattete OBS ist klasse, das macht zum Beispiel das Spielestreamen angenehmer. Auch super: Die Welcome App liefert alle Anlaufstellen fürs Troubleshooting, egal ob offiziell oder von der Community.
Ich habe Nobara vor einer Woche erst wieder runter geschmissen, da ich irgendwie nicht damit warm werde. Vielleicht liegt es aber auch einfach an der Tatsache das ich als Ubuntu-User mit der Umstellung auf die „neuen“ Befehle nicht so warm werde.
Lief die Installation von Spielen (Steam, Epic,…) reibungslos?
Die Installation von Spielen hat überhaupt keine Probleme gemacht. Mich nervt KDE Plasma ein wenig und auch Wayland zickt gelegentlich noch rum. Beides hat wenig mit Nobara zu tun. Jetzt ist Nobara 41 raus und ich werde erstmal noch das Update einspielen – und womöglich noch den Desktop wechseln.