Manjaro ist zwar keine Bleeding-Edge-Distribution wie Arch Linux, die Software ist aber trotzdem deutlich aktueller als beispielweise bei Ubuntu. Manchmal reicht mir das aber nicht, etwa wenn es eine neue Kdenlive-Version gibt, deren KI-Funktionen ich unbedingt ausprobieren will. Deshalb habe ich jetzt zum Testing-Branch gewechselt, der mir neuere Paketversionen aus dem Testing-Repository liefert.
Die meiste Software von Manjaro Linux stammt aus den Arch-Linux-Paketquellen. Allerdings durchlaufen die noch weitere Tests in den Manjaro-eigenen Repositories. Davon gibt es drei: stable, testing und unstable. Ein mit dem ISO-Image installiertes Manjaro Linux nutzt automatisch den Branch stable, also die stabilste, am besten getestete Version der Distribution. Je nachdem wann das Manjaro-Team die Pakete für stabil erachtet und in den stable-Branch schiebt, ist die enthaltene Software mal mehr, mal weniger aktuell.
Jetzt gerade gibt es zum Beispiel die aktuellste Version der Videoschnittsoftware Kdenlive 25.04 auch in Manjaro Stable. Noch vor kurzem war das anders, da musste man ein Flatpak installieren, das AppImage benutzen oder gar selbst kompilieren, wenn man Kdenlive mit den neuesten Features nutzen wollte. Als ich mir das neueste KI-Feature zum Freistellen von Objekten in Kdenlive anschauen wollte, lieferte die Paketverwaltung mir nur die ältere Version 24.12.3. Die kennt nur die Audiotranskription mit Whisper, nicht aber die neue Funktion zum Freistellen von Objekten. Also habe ich beschlossen, dass es Zeit ist, den Branch zu wechseln, um neue Versionen künftig früher per Update zu bekommen.
Manjaro Testing ist produktiv nutzbar
Schon im April 2024 saß mir am Vorabend des Augsburger Linux-Infotags 2024 zufällig Roman Gilg gegenüber, der CTO der Manjaro GmbH & Co. KG. Wir unterhielten uns über Linux, Manjaro und einiges mehr und auch er machte deutlich, dass er Testing für einen problemlos produktiv einsetzbaren Branch hält. Auf einem Notebook wechselte ich kurz darauf den Branch und hatte nie Probleme. Jetzt wollte ich auch meinen Gaming-PC, auf dem neben Nobara auch Manjaro läuft, auf Manjaro Testing umstellen.
Aber erst nochmal zu den Branches: Der Weg einer Manjaro-Version beginnt bei Unstable. In diese Paketquelle schaufelt das Manjaro-Projekt eine Auswahl an Arch-Linux-Paketen, verändert einige Kleinigkeiten, ergänzt ein paar eigene Tools und testet das Ganze. Läuft alles halbwegs rund, wandern die Pakete in den Testing-Branch, dort werden noch ein paar Feinheiten getestet, dann ist alles reif für Stable. Updates aus dem Stable-Branch sind das, was man bekommt, wenn man die Distribution mit dem ISO-Image installiert hat.
Welchen der drei Branches das System gerade benutzt, verrät der Befehl
pacman-mirrors -G
Bei mir war das beispielsweise „stable“, also die Standardversion. Nutzen kann man aber auch „testing“, während „unstable“ nicht so geeignet ist für den Produktivbetrieb. Wenn es da zu Problemen kommt, muss man sich selbst zu helfen wissen. Testing wiederum sollte im Großen und Ganzen rund laufen.

Manjaro-Branch wechseln
Und so bin ich dabei vorgegangen: Zunächst habe ich alle verfügbaren Updates eingespielt und den Rechner neu gestartet, damit auch neuere Kernel und Treiber verwendet werden. Anschließend habe ich die Paketquellen mit dem Tool pacman-mirrors auf den gewünschten Branch umgestellt. Dem muss ich sudo voranstellen, weil ich dafür natürlich Adminrechte brauche. Also
sudo pacman-mirrors --api --set-branch testing
Danach habe ich nach den schnellsten fünf Servern gesucht, die diesen Branch ausliefern. Das erledigt
sudo pacman-mirrors --fasttrack 5
Anschließend müssen die Paketlisten aktualisiert werden und schließlich die neueren Pakete heruntergeladen und installiert werden:
sudo pacman -Syu
Werden bei diesem Schritt nur wenige Pakete angeboten, sind die Paketlisten noch nicht auf dem neuesten Stand. Dann hilft sudo pacman -Syy
.
Anschließend ist ein Neustart fällig und das System ist umgestellt. Danach war auch Kdenlive auf der aktuellen Version 25.04. Inzwischen gibt es die aber auch im Stable-Branch.

Schreibe den ersten Kommentar